Eine Reise zwischen Magie und Wirklichkeit…
Eigentlich arbeitet Zachary Ezra Rawlins an seiner Promotion, doch er kommt nicht weiter. Denn immer, wenn er in der Bibliothek ist, sucht er ein Buch auf, das zwischen den Regalen versteckt liegt. Ein Buch, in dem Zachary eines Tages eine Schilderung seiner eigenen Kindheit findet. Aber wie ist das möglich? Auf der Suche nach dem Geheimnis dieses Buches entdeckt Zachary eine unterirdische Welt voller Bücher am Ufer eines sternenlosen Meers, wo er schließlich eine Verschwörung aufdecken und für die Liebe seines Lebens kämpfen muss.
(Quelle: Klappentext)
Da ich magische Geschichten, in denen Bücher eine zentrale Rolle spielen, sehr gerne mag, war ich dementsprechend gespannt auf Erin Morgensterns neuen Roman. „Das sternenlose Meer“ ist wundervoll geschrieben, oft poetisch und mit vielen tollen Schauplätzen.
Hauptfigur hier ist der junge Student Zachary Ezra Rawlins, der in der Unibibliothek zufällig auf ein mysteriöses Buch stößt, das sehr alt und nirgendwo registriert ist. Als Zachary die Kurzgeschichten liest, kann er es zunächst kaum glauben: Eine der Geschichten erzählt von einem kurzen Augenblick, den er in seiner Kindheit erlebt hat. Magische Türen spielen dabei eine zentrale Rolle. Zudem tauchen immer wieder drei Symbole auf: Eine Biene, ein Schwert und ein Schlüssel. Zachary beschließt, dem Ursprung des Buches auf den Grund zu gehen und gerät an einen Ort, der magischer nicht sein kann…
„Tief unter der Erdoberfläche, fernab von Sonne und Mond, am Ufer des sternenlosen Meers, liegt eine labyrinthartige Ansammlung von Tunneln und Räumen, die voller Geschichten sind. Geschichten, die in Bücher stehen, in Einweckgläsern stecken und an Wände gemalt sind. (…) Geschichten, die katalogisiert und gehätschelt und verehrt werden. Alte Geschichten, die man aufbewahrt, während ringsherum neue sprießen.“ – Seite 13, eBook
Und genau diese unterirdische Welt, der geheimnisumwobene Ort, ist wundervoll beschrieben – dort befinden sich unzählige Bücher, beeindruckende Räumlichkeiten und schier unendliche Gänge. Zachery erlebt das Abenteuer seines Lebens – allerdings gerät er auch mitten in eine gefährliche Verschwörung…
„Hinter der Tür liegt etwas. Nicht der Raum hinter der Mauer. Etwas Größeres. Er weiß es. Er hat es im Gefühl. Das hier ist das, was seine Mutter als bedeutsamen Augenblick bezeichnen würde. Ein Augenblick, der alle nachfolgenden Augenblicke verändern wird.“ – Seite 21, eBook
Sehr außergewöhnlich ist der Aufbau der Handlung – beginnen tut diese mit märchenhaften Kurzgeschichten – schnell wird klar, dass diese aus dem mysteriösen Buch sind, dass Zachary findet. Erst danach lernen wir die Hauptfigur kennen. Die Kapitel wechseln regelmäßig zwischen Zacharys Geschichte und den fast märchenhaften Kurzgeschichten. Zunächst etwas verwirrend, aber später wird klar, wie vieles zusammenhängt – das ist sehr gut konstruiert. Allerdings ist der komplette Roman mit den vielen Geschichten sehr verschachtelt, man muss sehr aufmerksam lesen. Zacharys Weg lässt sich interessant verfolgen – auch wie sich später alles zusammenfügt, ist spannend.
Jedoch waren mir die Nebencharaktere etwas zu blass – ich konnte mich nicht recht mit ihnen anfreunden. Märchen und Haupthandlung ist zwar gut verwoben, aber der Wechsel ist zu häufig, dadurch wirkt Zacharys Weg manchmal etwas abgeackt.
Mein Fazit: Ein außergewöhnliches Buch voller Magie, Märchen und Geschichten in Geschichten - wundervoll geschrieben, oft poetisch und detailreich. Sehr gut haben mir die vielen phantastischen Schauplätze gefallen und natürlich die Welt voller Bücher. Die Story ist sehr verschachtelt – Geschichten verweben mit der Wirklichkeit und ergeben ein überraschendes Bild. Bis auf Kleinigkeiten ein anspruchsvolles, aber wirklich schönes, phantastisches Buch.