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Hörbuch-Sprecher im Interview: Hanns Zischler

Hanns Zischler arbeitet als Schauspieler und Publizist in Berlin und anderswo. Außer seiner Mitwirkung im Fernsehen und in internationalen Filmen gründete er 2006 den Alpheus Verlag wieder. 1996 erschien Kafka geht ins Kino, 2008 (mit Sara Danius) Nase für Neuigkeiten - Vermischte Nachrichten von James Joyce; 2010, zusammen mit Hanna Zeckau: Der Schmetterlingskoffer, und ebenfalls 2010 zusammen mit Friederike Gross der Comic Aus der Nachwelt. 2009 erhielt er den Heinrich-Mann-Preis (für Essayistik) der Akademie der Künste (Berlin). 2010 erhielt er den Deutschen Hörbuchpreis.
Das Foto auf dieser Seite ist von © Matthias Scheuer/audioberlin.com.
Anlässlich seiner Lesung von Mario Vargas Llosas Werk Die Enthüllung haben wir Hanns Zischler interviewt:
Zwischen Authentizität und Fiktion: Was macht Vargas Roman Die Enthüllung zu einem besonders wertvollen, auch politisch wichtigen Stück Literatur?
Vargas Llosa geht von dem politisch prekären Zustand in Peru aus, einer quasi Diktatur von Fujimori und der rechten Hand, dem Doktor. Und von dieser realistischen Schilderung der Situation leitet er über in eine Fiktion, nämlich wie es durch Bürgersinn, Courage und einem äußersten Risiko einer scheinbar sehr schmächtigen Frau gelingt, das Regime zum Wanken zu bringen. Diese Wendung und diese Konstruktion, nämlich dass der Einzelne durchaus in der Lage ist bei dem entsprechenden Mut etwas zu bewegen, ist sicher ein besonderer Kniff und ein literarisch raffinierter Zug, den Llosa da anwendet und in dieser Weise erzählt er auch – etwas mehr oder minder versteckt – seine eigenen Ambitionen, seinen Widerstand gegen das Regime Fujimori, ohne selbst von sich zu sprechen, sondern er verlegt das in eben einige Figuren, die widerständig sind. Interessant ist dabei, dass eben keine der Figuren eine reine, unbescholtene, sozusagen „unbefleckte“ Figur ist, sondern alle haben durchaus Verfehlungen an sich. Aber die Gewichte, mit denen hier das Unrecht bekämpft wird, sind eben durchaus verschieden.
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Stellen Roman und Autor eine besondere Herausforderung für Sie, seinen Vorleser und Interpreten, dar und, wenn ja, inwiefern?
Ja, den Roman für ein Hörbuch zu lesen, ist… Diesen Roman für ein Hörbuch zu lesen, ist schon eine besondere Herausforderung, denn er ist vielstimmig: Es tauchen sehr viele, sehr unterschiedliche Personen auf, zum Beispiel der, sozusagen Skandal-Journalisten Rolando Garro. Dann gibt es ein Quartett von mittelständischen, oder sozusagen reichen Personen, von jüngeren Personen, die, zwei Paare, die sozusagen in Liebeshändel verstrickt sind. Dann gibt es diesen ominösen und durchaus diabolischen Doktor. Das heißt also man hat mit einer vielstimmigen Chor von Personen zu tun und für die Lesung ist es eine besondere Herausforderung quasi hinter diesen Figuren einen Erzählstrang durchzuhalten, das heißt, den Erzähler hörbar zu machen, beziehungsweise ihn hörbar bleiben zu lassen. Das heißt also, dass man nicht nur in die einzelnen Stimmen sich verliert oder die zu Gehör bringt oder auch zum Leben erweckt, sondern den Erzähler dahinter eben spürt. Vargas Llosa ist ja, wenn man so will, ein, zumindest in diesem Roman, ein durchaus klassischer Autor, nämlich einer, der alle Fäden in der Hand hält und eben auch seine Strategie dementsprechend entwickelt. Und das sollte man beim Vorlesen vielleicht nicht vergessen. Das heißt man darf sich nicht in die Stimmen selbst verlieren, sondern man muss immer mit einer gewissen Distanz des Autors zu seinen Figuren operieren und das im Sprechen nochmal deutlich machen.
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Was macht für Sie die „Magie einer Stimme“ aus?
Tja, die Magie einer Stimme… Es ist etwas schwer zu bestimmendes, sag ich mal. Eine Stimme sollte in einem nicht überwältigenden Sinn, sondern in einem überzeugenden Sinn, einvernehmlich sein. Das heißt, der Hörer hat, wenn es glückt, das Gefühl von der Stimme mitgenommen zu werden. Das ist vielleicht das, was für eine Stimme wichtig ist, also dass die Stimme ihm vertraut ist, dass die Stimme ihn auch zu etwas führen kann, einen akustischen Raum der Fantasie eröffnet, in dem er sich orientieren kann. Also die Stimme muss das bewirken können, sag ich mal. Das ist eigentlich, ja die… Ob es als eine Magie zu bezeichnen ist, weiß ich nicht, es ist zumindest eine Sache, die man in der Hand hat als Sprecher.
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