Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Lese gefährlich

Azar Nafisi

(1)
(1)
(0)
(0)
(0)
€ 16,00 [D] inkl. MwSt. | € 16,50 [A] | CHF 22,50* (* empf. VK-Preis)

Gefährlich lesen, ja, das ist es, was ich will! Und zwar in erster Linie gefährlich für mich. Ich bin keine Leserin, die „vom Lesen Behaglichkeit und Trost erwartet und daher nur Texte liest, die eigene Überzeugungen und Vorurteile bestätigen.“ (S.18) Meine Highlights sind allesamt Bücher, die einen Change bei mir bewirkt haben, die mich zu einer radikal neuen Sicht auf ein Thema inspiriert haben. Deswegen ging mein Puls sofort auf 180 als ich eine Besprechung mit einem Interview der iranisch-amerikanischen Autorin zu diesem Buch hörte. Denn sie erzählte, welche Kraft Literatur als Waffe besitzt und wie sich die Gesellschaft verändern lässt, wenn LeserInnen sich dieser Kraft bewusst werden und sie nutzen. Sie erzählte, wie autoritäre Herrscher uns mit „intellektueller und geistiger Bequemlichkeit“ verführen. „Wenn wir aufhören zu denken, liegt uns auch nichts mehr am Herzen.“ S.71 Das ist es, was sie wollen, dass uns nichts mehr am Herzen liegt. Und sind wir nicht auch oft kurz davor? „Unsere Geschichte hält einige Lehren bereit für Menschen, die in demokratischen Gesellschaften leben und die schleichenden, heimtückischen Gefahren für eine offene Gesellschaft nicht wahrnehmen.“ „Wie konnte so etwas im Iran passieren?“ „Wie konnte es zu Trump in Amerika kommen?“ S.61 Azar Nafisi erzählt in fünf Briefen AN ihren bereits verstorbenen Vater auch ÜBER ihn, der ihr schon früh mit weltoffenem Geist freies Denken, Haltung und die Kraft der Literatur vermittelt hat. Sie erzählt ihm von den Büchern, die sie im Widerstand gegen die totalitären Dogmen nach der iranischen Revolution und später in ihrem Exil in den USA unter der Trump-Regierung begleitet haben. Auf einer fiktionalen Ebene diskutiert sie ihre Thesen über die Gefährlichkeit des Lesens mit ihm, stellt sich seinen fiktiven kritischen oder sogar provokanten Fragen. In jedem der fünf Briefe stellt sie AutorInnen, die die Welt, ihre Welt, mit Literatur in Atem gehalten haben, in den Mittelpunkt: u.a. Salman Rushdie, David Grossman, Margret Atwood, James Baldwin, aber auch Platon und Sokrates. Diese Verbindung zwischen sachlichen Inhalten und der Zwiesprache mit dem Vater bezieht mich persönlich mit ein und bringt mich ins Arbeiten. Bin ich bereit, meinen inneren Frieden lesend in Gefahr zu bringen? Ja, die Welt ist voller schrecklicher Dinge, die wir am liebsten nicht an uns heran lassen wollen. Aber der Wunsch, es bequem zu haben, darf uns nicht kampflos machen. Ab und zu sollten wir die Bequemlichkeit aufgeben. Gern würde ich in die Diskussion mit Nazar Afisi einsteigen. Denn sie provoziert auch. Warum zum Beispiel redet sie so oft von „unseren Feinden“, wenn sie für eine Auseinandersetzung mit Widerständen plädiert und einlädt, aufeinander zuzugehen, anstatt sich mit Ideologien zu bombardieren. Es ist auch eine Streitschrift, eine Einladung, ein Manifest. Ich fand es aufregend, mich damit auseinanderzusetzen und habe meine Waffen geschärft. Waffe? Ist das nach allem überhaupt das richtige Wort? „Im Grunde wird auf diese Weise jedes große Werk der Fantasie zu einer Bedrohung. Die Fantasie lässt sich nicht beherrschen und reglementieren; ist frei und eigensinnig und verweigert sich den Zwängen einzelner Ideologien.“ S.37

Lesen Sie weiter

„Leserinnen und Leser der Welt, vereinigt euch!“ (S. 284) Azar Nafisi ist iranische Literaturprofessorin, die 1981 ein Unterrichtsverbot an der Universität Teheran bekam, weil sie sich weigerten einen Schleier zu tragen. Seit 1997 lebt sie in den USA und ist weiterhin eine wichtige und laute Stimme des Widerstandes. Sie wurde mit ihrem Buch „Lolita lesen in Teheran“ bekannt, in dem sie über ihren Lesekreis in Teheran schrieb in dem verbotenen westlichen Klassiker gelesen wurden. Dieses Buch kenne ich noch nicht. Aber diese Frau machte mich neugierig. Daher griff ich zu „Lese gefährlich“ in dem sie ihrem Baba, ihrem verstorbenen Vater Briefe schreibt über Romane, die er nicht mehr lesen konnte und stellt diese in den Kontext der aktuellen politischen Situation Ein kluger Kniff, macht sie damit schon auf das aufmerksam was Literatur besonders gut kann: Gedanklich eine grüne Wiese zu haben ohne in vorgegebenen Schubladen zu stecken und der Fantasie freien lauf lassen. In der Literatur ist selbst der Tod eine veränderbare Variable. Und das ist die subversive Kraft auf die im Untertitel angespielt wird. Das lösen von einfachen Denkmustern, das aufbrechen von gesetzten Glaubensätzen, die eine Welt in Gute und Böse teilt. Nichts mehr fürchten totalitäre System als Menschen die Fantasie haben und Fragen stellen um den Status Quo zu überwinden. Wer weiterdenkt hat eben die Möglichkeit nicht nur eine Wahrheit anzuerkennen und das ist für Macht bedrohlich in eng gestrickten Systemen. Das Buch ist leicht lesbar und bringt tolle Perspektiven auf verschiedenste Autor:innen die Azar Nafisi hier unter die Lupe nimmt. Es kommen viele Große der Weltliteratur vor: Salman Rushdie, David Grossman, Toni Morrison und viele andere. Fazit: Seine Sie offen und lesen sie. Erweitern Sie ihren Horizont und nutzen Sie das gemeinsame Wissen um eine bessere Welt aktiv in der Gestaltung! Nichts sollte einfach hingenommen werden und die Fantasie in der Literatur ist das beste Mittel eine neue Welt zu skizzieren!

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.