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Rezension zu
153 Formen des Nichtseins

Die Geschichte gibt den wichtigen Themen Raum

Von: MarieOn
30.01.2024

Die achtzehnjährige Ksenia lässt sich auf Georgij, (40 Jahre, 50% Armenier, 50% Russe) ein. Zuhause hat er Frau und Kind und trifft sich mit Ksenia auf Parkplätzen und in Hotels. Wenn sie ihre knallrote Handtasche dabei hat, nennt er sie Nutte. Wenn sie seine Anweisungen nicht befolgt gibt es keinen Sex und sie geht beschämt nach Hause. Eigentlich wartet sie auf jemanden, der sie aus ihrem peinlichen Traum erlöst, aber das passiert irgendwie nicht. Ihre Eltern nahmen sie und ihren Bruder mit nach Deutschland, als Ksenia vier Jahre war. Sie wussten beide nicht wer sie waren. Zuerst lebten sie in einer Notunterkunft, dann in einer Plattenbausiedlung. Sie mussten jeden Mittwoch und Sonntag mit zu den Zeugen Jehovas, dort Stillsitzen und Zuhören. Ksenia pulte unauffällig das grüne Zeug aus ihrem Sitz hervor, zerkrümelte es und ließ es auf den Boden fallen. Beim Putzen hat die Mutter ihr Tagebuch gefunden und es dem Vater vorgelesen. Der Vater war erschüttert, die Mutter hat in den Kuchenteig geweint. Beide so unendlich enttäuscht von ihr. Sie war doch früher immer so ein liebes Mädchen gewesen, wo ist das hin? Sie wird ihren Eltern niemals gerecht werden können. Ihren Sohn Emil halten sie für “Zurückgeblieben”, weil der noch nicht laufen und in ganzen Sätzen sprechen kann. Ihre Mutter schämt sich zu Tode, wenn sie mit ihnen spazierengeht. Ksenia wird nie den Status einer guten Mutter erlangen. Fazit: Die Tragik Ksenias Lebens entblättert die Autorin häppchenweise. Sie hat ihrem Buch 153 Kapitel gewidmet und jedes, in kurzen Erinnerungen, Rückblicken, aber auch Momentaufnahmen und Selbstgesprächen erzählt. Sie gibt einen gekonnten Einblick in Ksenias Inneres und lässt sie über das sprechen, was wir alle, in bestimmten Abschnitten unseres Lebens thematisieren. Der Wunsch nach Anerkennung, bedingungslos für das geliebt zu werden, was wir sind, ohne faule Kompromisse eingehen zu müssen. Der Wunsch nach Unabhängigkeit, zum Beispiel vom Vater unserer Kinder. Identität und die Frage wer wir sind. Schuld und das schlechte Gewissen nicht genug zu sein, oder zu machen. Ich habe das Buch gerne gelesen. Es ist ehrlich und gibt den wichtigen Themen genug Raum. Meine klare Leseempfehlung.

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