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Interview mit Florian Busch über „Die Porzellan-Erbin“

Woher nahmen Sie die Inspiration für Ihre Porzellan-Saga und warum gerade die Porzellan-Industrie? Haben Sie dazu einen speziellen Bezug?
Was mich schon lange umgetrieben hat, war die Idee einer großen Familiensaga, wie sie von den Buddenbrooks bis in die Epoche von Downton Abbey ganze Generationen fasziniert. Wobei ich keine reine Adelsgeschichte schreiben wollte; in Deutschland würde da nach 1918 der Glamourfaktor fehlen. Ein altehrwürdiges Unternehmen also und die Dynastie seiner Inhaber. Dass es dann Porzellan wurde, war tatsächlich eine Idee unserer Goldfrauen vom Goldmann-Verlag, für die ich aber sofort Feuer und Flamme war. Eben diese einzigartige Atmosphäre, das Ambiente des „Weißen Goldes“, hatte ich mir für meine Geschichte gewünscht.

Was fasziniert Sie so an vergangenen Zeiten und Epochen?
Die Vergangenheit begleitet uns auf Schritt und Tritt – in den Straßen, durch die wir unsere Schritte lenken, in den Dingen, mit denen wir uns umgeben, in der Art und Weise, in der wir einander begegnen. Als Historiker habe ich sie wissenschaftlich untersucht, doch am stärksten haben mich immer die Menschen fasziniert, die unter Umständen lebten, die wir uns heute kaum vorstellen können – auch bei all den Einschränkungen und Gefahren nicht, die wir ganz aktuell erleben. Wo waren diese Menschen völlig anders als wir, habe ich mich oft gefragt. Und wo waren sie uns trotzdem ganz ähnlich? Nachdem ich mich ein ganzes Leben lang mit historischen Quellen beschäftigt habe, besitze ich hier und da einen recht guten Überblick. Die Herzen der Menschen aber, ihre Wünsche, Ängste und Träume, die lassen sich am besten im Roman erforschen.

Zum spannenden Thema Romanfiguren und Charaktere: Worauf legen Sie besonderen Wert bei der Figurenkonstellation?
Fast jeder Mensch träumt sich irgendwann in vergangene Zeiten zurück. Was muss das für ein aufregendes Leben gewesen sein als Königin Cleopatra oder Heinrich VIII. von England! Und zweifellos trifft das auch zu – doch gab es eben auch die Zofen, die Cleopatras Gemächer reinigen mussten, nachdem sie ihr Bad in Eselsmilch genommen hatte. Und ebenso muss irgendjemand Heinrich VIII. die Gewänder an den ausladenden Leib geschneidert haben. Die Porzellan-Erbin lässt beide Seiten zu ihrem Recht kommen: Die Strehlow von Hardensteins auf ihrem Familiengut Hohensandau und die unzähligen Menschen, die Tag und Nacht die Dinge am Laufen halten im Herrenhaus, auf dem Gestüt, in der Porzellanmanufaktur. Für Leserinnen und Leser ist es das sicher eine spannende Frage: Wem unter all diesen Leuten bin ich eigentlich ähnlicher?

„Die Porzellan-Erbin“ hat eine starke feministische Komponente. Warum war es Ihnen besonders wichtig, eine weibliche Figur in den Vordergrund zu stellen und ihre Stellung in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts aufzuzeigen?
Genau da wird es interessant im Spannungsfeld zwischen dem Gestern und dem Heute. Die historische Überlieferung berichtet häufig über die Taten von Männern. Und genauso häufig berichtet sie über allerhand Gemetzel, was ja selbst schon etwas aussagt. All das bedeutet nicht, dass Frauen nichts zu sagen hatten oder dass es nichts über sie zu berichten gäbe. Nur waren ihre Möglichkeiten, nach außen zu wirken, meist sehr stark eingeschränkt. Erst mit der Französischen Revolution und eben im 19. Jahrhundert beginnen sich die Menschen ernsthaft mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, dass vielleicht nicht alles sein muss, wie es immer gewesen ist. Und erst das führt dazu, dass Frauen nicht länger als unvollständige oder verunglückte Männer wahrgenommen werden, wie das noch im Mittelalter der Fall gewesen war. Frauen beginnen sich selbst etwas zuzutrauen. Und die noch ganz von Männern beherrschte Welt beginnt ihnen ebenfalls etwas zuzutrauen: ganz langsam und gegen ungeheure Widerstände, denen diese Frauen jeden Tag ausgesetzt sind. Das kostbare Porzellan der Reichen und Mächtigen auch für einfache Menschen erschwinglich zu machen – schon das ist revolutionär und noch nicht dagewesen. Und dann kommt diese Idee auch noch von einer Frau? Könnte es eine spannendere Geschichte geben?

Die Porzellan-Erbin - Unruhige Zeiten

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